
VITA
Die Künstlerin Bettina Briesenick-Becker
1963 geboren in Neuental/Hessen
Lebt und arbeitet seit 1995 in Soest
Beginn der künstlerischen Arbeit im eigenen
Atelier seit 2004 Entwicklung von Ölmalerei und Zeichnung
über Materialverarbeitung im Bild zur Objektkunst und Installation
Seit 2013 Entwicklung des „Cotonage“Materials
Seit 2004 Mitglied im Künstlerhaus Bem-Adam , Soest
Mitglied der Künstlerinnengruppe „pusch ab!“
Seit 2008 Leitung von Kulturprojekten mit Kindern
und Jugendlichen
Über meine Arbeiten
Ausgangspunkt meiner Arbeiten ist die Frage nach der Gestaltung von „Zwischenräumen“, die durch die uns eigenen menschlichen Ambivalenzen stets präsent sind. Ambivalenz, definiert als Vieldeutigkeit, Paradoxon, Unschärfe, im Vagen bleiben.., ist ein individuelles als auch gesellschaftliches Phänomen, besonders in Phasen von Veränderung und Übergängen.
Wie kann das „Dazwischen“, das Abwesende sichtbar werden?
Die fragilen Werke aus „Cotonage“, meiner Technik aus „flüssiger Watte“und Draht, sind zumeist Abformungen von Körper -fragmenten, freien Konstruktionen oder Fundstücken. Durch ihre Materialsprache transportieren sie zugleich „das Feine und das Grobe, das Leichte und das Schwere, das Schöne und den Zerfallsprozess“.
Formen und Figuren, die in ihrer Hülle eine Fülle erahnen lassen,- das Dazwischen wird zum Thema.
Das was man sieht ist ein Verweis auf das was nicht sichtbar ist.
Das Weiß, als bewusste Entscheidung, lässt den feinen Strukturen und Formen den Vortritt
und ermöglicht mit all den vielfältigen Schattierungen und Nuancen ein immer wieder neues Sehen.
Meine „Cotonage“Arbeiten reagieren durch Material und geringem Gewicht, auf ihre Umgebung. Je nach Aufhängung und durch Luftbewegung drehen und bewegen sie sich im Raum.
Der Prozess - das Material
Ich habe Maß genommen und zwar mein eigenes.
Habe den Faden um die Idee, um die Form gelegt,
verdichtet und verwoben.
Alles läuft durch meine Hände, nichts dazwischen.
Ich ziehe, dehne, drücke, lote aus,-
bis zu dem Punkt, kurz bevor die Fäden reißen.
Das nasse, schwere Material wird die Form einhüllen.
Transparenz und Verdichtung wechseln sich ab,
stabil und fragil,
feinste Fäden und knotige Stellen.
Ich ringe mit dem Material,
so einfach ist es dann doch nicht.
Es reißt, zu schwer, zu löchrig.
Dann wieder eine Harmonie mit dem Fadenlauf und mir,
meiner Idee, meinem Impuls,- es läuft.
Mit der Zeit schrumpelige, aufgeweichte Hände
Aber auch ein sinnliches weiches Arbeiten.
Ein Material, das vom diffusen
in einen zarten und gleichzeitig widerständigen
Zustand wechselt und sich verwandelt.
Die Idee einer Form,
verdrahtet, versponnen und getrocknet-,
und noch lange nicht fertig.
Los-lösen und ab-lösen,
ganz vorsichtig mit den Händen
ins Innere fühlen und befreien.
Ein inneres Auf und Ab, eine Spannung, eine Ungewissheit
und eine Freude.
Es ist wie das Gebären von etwas ganz Neuem,-
eben etwas Neues schöpfen,-
und dann ans Licht holen, im Licht betrachten und
das Ganze sehen
Mit allem was gewollt war und dem, was dieser
Eigensinn des Materials dazu getan und verändert hat.
Die Farbe und die Dinge
Weiß ist wichtig, ist richtig,
es ist still und präsent zugleich.
Das reine Weiß nimmt den Dingen
diese Aufgeregtheit.
Es hüllt ein, spielt mit dem Licht,
zieht das Grau auf seine Seite.
Weiße Dinge, weiße Wände
man muss genau schauen.
Dinge,
die unscheinbaren, hundertmal genutzten und berührten,
die funktionieren oder eben nicht mehr.
Diese Dinge mit Vergangenheit und jetzt einer
Neuen Gegenwart.
Hinterlassen Ihre Abdrücke
im weißen Material,
lassen alte Funktionen
erahnen.
Wichtig sind diese nicht mehr.
Umhüllt, in neuem Gewand
spielen sie auf einer anderen
Bühne, eine andere Rolle,
sind vielleicht erhabener.
Sicher aber umhüllen sie
einen leeren Raum
Und regen uns an, diesen zu füllen.
Der leere Raum, das Licht (Raumempfindung)
Im Tagraum ist alles so klar,
die Konturen
die der Dinge, meine eigenen.
Ich kann sehen-
Wie weit, bis wohin, worüber und
woran ich
mich stoße, vorbeigehe,
lieber umrunden sollte.
Alles ist klar, weit und sicher.
Der Nachtraum ist geheimnisvoll
und verschwommen.
Er ist kleiner, kürzer und doch voll
mit Dingen, die ich nur
erahnen, spüren kann.
Ich bewege mich vorsichtig,
richte mich nach innen.
Das Dazwischen,
der Übergang vom Hellen ins Dunkel
mit all seinen Unschärfen,
wenn die Schatten undefiniert sind,
die Dinge schweben,
die Grenzen sich auflösen
bewege ich mich dazwischen.